Thursday, July 7, 2016

alles verloren, die Gedichte zuerst

Alles verloren, die Gedichte zuerst
dann den Schlaf, dann den Tag dazu
dann das alles dazu, was am Tag war
und was in der Nacht, dann als nichts
mehr, noch verloren, weiterverloren
bis weniger als nichts und ich nicht mehr
und schon gar nichts war,

Rückzug muss ein inneres Hinterland
mit allen verbriefte Jahre und gesehene Orte
noch vor den Augen, da die Erde
nicht mehr und keine Schmach, dann
hinten noch immer ein Raum
krallenumflogene Weiten für Taube, Stumme
Helle ruflange Weiten für er
die Ankunft, Erstummter

Für den Erstummten die Wüstenei
mit dem verständlichen Gespinnst
das sanft seinen Wahnsinn einpuppt
bis er das gläserne Hotel malt,


Ingeborg Bachmann, 1962-1963

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